Nun haben meine Spanischlektionen begonnen – in einer Missionsschule: CISA – Christian Immersion Spanish Academy. Eigenlich ist die Schule auf dem Lande, zwei Stunden Richtung Karibik. Aber für die Einwanderer gründete man eine Niederlassung in Escazú. Die Niederlassung entpuppt sich als ein normales Haus einer Tico-Familie. Da es hier keine Straßennamen gibt, werden wir zwischen Schule und Stadion abgeholt und zum Haus geführt. Es gibt eine schmale Hofeinfahrt, einen Garten und tatsächlich zwei Unterrichtsräume mit Tafel und einzelnen Stühlen. Mein Lehrer – David – wirkt wie ein Gymnasiast, die Lehrerin von Dagmar – Olga – wie eine Hausfrau, die auch Nachhilfe gibt. Inzwischen weiss ich, dass David 22 Jahre alt ist und sich morgens mit dem Unterricht Geld verdient, um sein Studium der Wirtschaftswissenschaften am Nachmittag zu finanzieren. Alles wirkt sehr improvisiert, aber herzlich. Welch ein Kontrast zur Sprachschule in Stuttgarts Mitte! Am zweiten Termin backt Dagmar mit Olga in der Küche des Hauses Bananenbrot und ich schinde bei HacePe damit am Nachmittag mächtig Eindruck. Heute backt Dagmar das Brot in Eigenregie, während ich hier schreibe. Costa Rica ist zwar metrisch, aber der Backofen ist von GE und nun wissen wir auch, dass man mit 350°F backt. – Super ist es geworden.
Es gab doch viele Fragen zur Sitzecke – nun hier eine Fotogalerie für euch. Urteilt selbst.
Am letzten Sonntag waren wir zum Kindergeburtstag eingeladen. Das sind hier große Veranstaltungen, wie kleine Hochzeiten. So haben wir die ersten Bewohner der Anlage kennengelernt. Für mich war das praktisch, da fast alle auch Englisch sprechen.
Insbesondere haben wir die Familie der Besitzer der Anlage kennengelernt – ein Civil Engineer (in etwa ein Bauigenieur), der sich hochgearbeitet und Glück gehabt hat. Hier holen wir uns Rat, wenn wir wieder mal nicht weiter kommen.
Bei einem Spiel der Kinder, es kommt aus Mexico, wird eine Art Krone aus Papier gebaut (etwa 50 cm im Durchmesser) und innen mit Schleck (wie die Schwaben sagen) gefüllt. An einer langen Schnur wird die Krone von der Decke herab gelassen und die Kinder schlagen mit Papprohren darauf ein, bis die Süssigkeiter herausfallen.
Und die Kinder spielen die Geschichte vom Nationalhelden Juan Santamaría, am Montag war Nationalfeiertag. So lernen wir über die Geschichte des Landes: Der Amerikaner William Walker hat in einem Raubzug die Länder Mittelamerikas angegriffen, wurde Diktator von Nicaragua und wollte sich auch Costa Rica einverleiben (1856). Aus dem Stand heraus, ohne Armee, haben sich die Ticos bewaffnet und erfolgreich zur Wehr gesetzt. Auch heute hat das Land keine Armee. Es gibt einen Grenzkonflikt mit Nicaragua, den das Land bisher erfolgreich über den Internationalen Gerichtshof in Den Haag bearbeitet. Was für eine Alternative zu Schauplätzen wie Afganistan!
Zweimal waren wir nun auf dem Markt von Escazú und lernen die Früchte des Landes kennen. Da gibt es schon immer mal Überraschungen: Sie sehen aus wie Orangen und sind sauer wie Zitronen. Sie sind grün und erinnern an eine Kombination aus Paprika und Mango , sie schmecken nach Kohlrabi. Yukkawurzeln werden gekocht und schmecken wie Kartoffeln. Sie sehen aus wie Pfirsiche und sind Pflaumen. Sie sehen aus wie Bananen und sind zum Kochen, die richtigen Bananen sind klein wie aus dem Kindereinkaufsladen.
Technisch kämpfen wir mit dem Telefonsystem. Es ist chronisch überlastet und es kann schon mal eine viertel Stunde dauern, bis das Handy wieder Kontakt zum Netz bekommt. Staatsmonopol I.C.E. eben! Wir weichen auf Skype aus, Telefonkonferenzen mit der Firma funktionieren hervorragend. Mit Kamera hält Dagmar Kontakt zur Familie, unglaublich wer jetzt alles Skype macht.
Mein Kopfhörer ist kaputt, das Ersatzkabel finde ich nur bei einem Internethändler in Deuschland und der will nicht nach Costa Rica liefern – ist ihm wohl suspekt.
Gut funktioniert das Internet, wir haben uns WLAN in der Wohnung installiert. Regelmäßig laden wir uns die Tagesthemen runter – Dank an die ARD Mediathek! Da sind unsere GEZ Gebühren gut angelegt, so ist auch Tatort möglich. Und im Appleshop leihen wir uns deutsche Videos (1$!), wenn uns danach ist. Ich lese die Zeit und Spektrum auf dem iPhone – was heute so alles über das Internet geht!
Von unserer Perle Alba haben wir uns nach zwei Wochen getrennt. Einerseits war sie deutlich unterbeschäftigt, andererseits war sie an einer Halbtagarbeit nicht interessiert. Für uns war es sehr ungewohnt, fast immer jemanden um uns rum zu haben (und ich konnte mich mit ihr kaum verständigen). Die finanziellen Regeln waren auch nicht wirklich klar – da hat uns die Agentur schlecht beraten. So haben wir einen Reset gemacht und schauen nun nach einer Stundenkraft. Da hilft nun der Kontakt zur Besitzerfamilie.
Wir haben uns sehr über all die Rückmeldungen gefreut, zum Teil als Kommentar im Blog, aber auch in direkter E-mail und am Telefon. Danke!
Morgen machen wir einen Ausflug in die Karibik – darüber das nächste Mal.
Liebe Dagmar, lieber Gerd,
vorhin (14.00 Uhr) bin ich erst nach Haus gekommen – ich hatte heute morgen den Palmsonntaggottesdienst in Simmern und anschließend war ein Gemeindemittagessen. Der Gottesdienst war erstaunlich gut besucht – und der Predigttext Markus 14,1-9 (Salbung Jesu in Betanien) ein spannender Text. Ein Apotheker kam nach dem Gottesdienst noch zu mir und brachte mir eine Erklärung über das Nardenöl, das die namenlose Frau seelenruhig über Jesu Haupt in dieser geifernden Männerrunde ausgegossen hat. Der Nardenstrauch wächst erst ab 2.500 m Höhe im Himalaya-Raum – Wahnsinn, was die damals für Wirtschaftsverbindungen hatten. Aber das erklärt auch, warum dieses Öl so teuer war (300 Silbergroschen war der Jahreslohn eines Tagelöhners!). In der etwas esoterischen Erklärung heißt es dazu:
„Narde ist ein typisch weibliches Öl und unserem Baldrian im Geruch sehr ähnlich. Und gerade, weil es ein ‚weibliches‘ Öl ist, empfehle ich es gern auch Männern, die auf der Suche nach ihren weiblichen Anteilen sind.“ Gut, dass ich diese Information erst nach dem Gottesdienst bekommen habe, wer weiß, was ich sonst noch für einen Seitengedanken in der Predigt eingebaut hätte oder vielleicht hätte vorher auch noch diese Öl besorgt und die Gemeinde damit eingenebelt.
So kam ich erst jetzt dazu Euren Brief zu lesen. Die Neue Welt – sprachlich, kulinarisch, sozial, beruflich – eine Fremde mit täglich weniger weißen Flecken, die Ihr beide Euch gemeinsam erschließen könnt – ich bin gespannt, wann ihr anfangt, Euch auf Spanisch zu unterhalten – es wird noch eine Weile dauern. Wenn wir Euch besuchen, brauchen wir Eure Sprachkenntnisse!
Wir haben bis Osterdienstag Klärle bei uns zu Besuch – dann habe ich zwei Wochen bis zum 8. Mai (Heides Geburtstag) Urlaub. Ich wäre gern nach Berlin gefahren, aber Heide wollte nach Süddeutschland. Wir waren vor 3 Wochen in Ostpolen (Lublin mit einigen Gedenkstätten – sehr interessant und bedrückend) – eine Weltecke, die durch EU-Gelder aufblüht. Vielleicht ist es ganz klug, nicht schon wieder ein Programm zu machen mit vielen neuen Eindrücken und Informationen. Vielleicht schaffen wir es einmal nach Stuttgart zu fahren – ihr wisst ja, der Bahnhof und vieles mehr!
Ich weiß sowieso noch nicht, wie ich die Karwoche mit Gottesdienstvorbereitungen, Besuchen und viel Büroarbeit, Synodenvorbereitung, Zeugnis für den Kreiskantor schreiben… schaffen soll, aber es wird gehen – wenn das Osterfeuer am Ostermorgen vor der Kirche und dann die Osterkerze brennen wird, dann beginne ich alles abzulegen, was mir jetzt noch wie eine Zwangsjacke erscheint. (Spielt die Karwoche in Costa Rica irgendwie eine Rolle – oder ist das alles ziemlich säkularisiert?)
Jetzt, wo Ihr so langsam angekommen seid, erscheinen Euch die letzten Monate doch auch wie ein organisatorisches Gebirge, dass zu ersteigen war.
Christian Peter wird nachher mit uns zu meiner Mutter fahren – er wohnt dort über die Woche und kommt erst zum Wochenende heim. Es tut meiner Mutter (86 J) gut, dass er da ist und die beiden sich so gut verstehen. Gestern kam er humpelnd nach Hause – seine Fußball-Mannschaft hat nach einer 5:1-Führung dann noch 5:4 gewonnen! Johannes Philipp hatte diese Woche Urlaub und überwiegend auf sein Zimmer zurückgezogen – heute mittag hatte er auch ein Fußballspiel. Bin gespannt, wie er nach Hause kommen wird.
Vielen Dank für Euren informativen bebilderten Rundbrief, den ich jetzt Klärle zu lesen gebe – seid von Herzen virtuell gedrückt!! Euer Horst
Liebes Schwesterherz,
lieber Gerd,
vielen herzlichen Dank für den neuen Bericht! Einfach super, wie ihr das schreibt!! Riesengroßes Kompliment dafür. Man ist beim Lesen mittendrin in Eurem Leben . Und diese schönen Fotos (Sitzecke sieht prima aus) und das Strahlen in Deinem Gesicht, mein Schwesterherz. Sicher freust Du Dich so über diesen riesigen Berg von Obst und Gemüse! 😉
Ihr solltet einmal ernsthaft überlegen, ob ihr diese beeindruckenden, lebendigen und auch lehrreichen Berichte (freuen uns schon auf den nächsten!!!) nicht nach Abschluß Eures Aufenthaltes als Buch veröffentlichen wollt.
Wir wünschen Euch nun von ganzem Herzen eine positive Zeit und Tage mit vielen schönen Augenblicken.
Bald skypen wir wieder und dann berichtet ihr, wie der Ausflug heute war.
Seid nun ganz doll umarmt und laßt es Euch gut gehen.
Dickes Bussi und alles Liebe
Eure Greta und Fritzi
Die lila Kissen finde ich klasse….soo toll, wie Ihr alles so wunderbar beschreibt..man fühlt sich sofort bei Euch zu Besuch….macht weiter viele Erfahrungen, habt viele tolle Erlebnisse und bitte, laßt uns daran teilhaben…alles Liebe, fröhliches Eiersuchen..und ein schönes Osterfest, was hier in Malaysia ja leider von offizieller Seite keine Beachtung findet, aber unsere Christenfreunde feiern es doch…würde gerne mal einen Gottesdienst von Horst Hörpel besuchen, er schreibt schon so anschaulich…ist er in Entringen??
Alles Liebe, laßts Euch gut gehen und nochmal ein schönes Osterfest..Eure Ingeborg & Wolfgang, inzwischen im neuen Haus gesettelt..es ist ein „warmes“ Haus, hat viel Holz und viel Grün, so wie wir das mögen….wir senden Euch ein herzliches Drückerle, Eure Ingeborg & Wolfgang…udn Dagmar sieht sehr glücklich aus!-an was das wohl liegt?? 🙂
Liebe Dagmar, lieber Gerd, jetzt habe ich nach facebook auch Euren blog entdeckt, super! Da bekommt man ja richtig mit, wie es Euch geht und wie Ihr wohnt. Etwas mehr „don’t worry“ könnten wir hier wirklich auch gebrauchen, das müssen wir lernen. Wenn Ihr erstmal mehr Spanisch könnt, werdet ihr Euch so wohl fühlen, dass Ihr gar nicht mehr weg wollt! Alles Liebe und weiterhin viele Abenteuer, Andrea