So ein Heimflug nach 12 Monaten bietet uns eine eigene Sicht auf die Heimat – ja, wir empfinden nach wie vor unsere Heimat ist in Deutschland. So schnell ändert sich das nicht. Zu oft werden wir hier in Costa Rica als Botschafter Deutschlands betrachtet und prägen das Bild der Deutschen.
Deutschland hat sich mit uns viel Mühe gegeben und das beste Vorfrühlingswetter aufgelegt. Kaum verlassen wir den Flughafen, riechen wir Frühlingsluft. Irgendwie riecht sie anders als in Costa Rica, wir wissen nicht so recht, warum und wie – aber es fällt uns auf. Milde 18° sind für uns eher kühl, aber wir hatten uns auf richtig kaltes Wetter eingestellt. Schneeglöckchen, Forsythie blühen, das erste Blattgrün wagt sich heraus.
Und die Ordnung holt uns ein. Hier darf man nicht langgehen, dort keine Trolleys, bitte. Und wir warten brav an der roten Fußgängerampel, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen ist. Aber auch: Die Autofahrer warten freundlich, wenn wir uns dem Zebrastreifen nur nähern. Und die Straßen haben wieder Namen, sogar im Parkhaus finden wir unseren Mietwagen in der Berliner Straße 32! Regeln haben klare Vorteile, auf der Autobahn gleiten wir dahin – wir können uns darauf verlassen, dass es keine Schlaglöcher größeren Ausmaßes gibt, kein Auto plötzlich von der linken Spur die rechte Ausfahrt nimmt oder der Bus einfach anhält, um Fahrgäste mitzunehmen.
Das führt wie selbstverständlich dazu, wieder schneller zu fahren, nach wenigen Tagen kommt uns das in Costa Rica rasante Tempo 80 sehr langsam vor. Gefühlsmäßig zuckt Dagmar bei Tempo 120. Die Fahrräder werden zu e-Bikes und rasen den Berg hoch.
Und wir genießen die Freiheit des Allgemeineigentums, die Sicherheit – wir können einfach wieder spazieren gehen – quer über die Felder und Wälder, nachts in der Stadt. Scheinbare Selbstverständlichkeiten, die wichtig werden, wenn man sie nicht mehr hat.
An der Autovermietung werden wir gewarnt, das Benzin sei sehr teuer geworden. Stimmt, in Costa Rica bezahlen wir 700 CRC (1.06 €). Eine weitere Überraschung erwartet uns am Auto, die hinteren Türen gehen nach vorne auf! Das ist aber nur eine Spezialentwicklung vom Opel Meriva – ständig greifen wir an der falschen Stelle nach dem Türgriff.
Zu Hause erwarten uns Tulpen, Brezeln mit Butter, und Käse! Die Kinder haben uns einen schönen Empfang vorbereitet. Bei Nachbars wartet ein Glas Sekt. So werden wir erst mal in Beschlag genommen. Wir merken schnell: Brot, Käse und Oliven haben wir vermisst, wir können kaum genug davon bekommen. Und auch sonst werden wir mit Spezialitäten verwöhnt: Spargel, Birnensekt, Pasta. Wir merken, wie gut und auch luxuriös das Essen in Deutschland ist.
Wir werden überall eingeladen und als Gäste verwöhnt.
Wir genießen die Sonne im Garten in Entringen. Die Familie und Freunde kommen, die ehemaligen Nachbarn sprechen uns an – allen geht es gut. Wir können gar nicht alle besuchen, die wir gerne sehen würden. Nichts fremdelt, es ist fast so, als ob wie nie weg gewesen wären.
Wir feiern die „Konfirmation“ von Marius, sie war der Anlass für unseren Besuch. Nach all dem Hin und Her mit der Institution Kirche ist es ein sehr schönes Familienfest geworden. Deutschland ist Fußball.
Mit einem Jahr Abstand sind die Enkel dramatisch größer und die Kinder reifer geworden – das ist schön zu sehen.
Nun füllen wir noch unsere Vorräte auf – Medizin, Kerzen, Mohnsamen gemahlen, Puddingpulver, deutsche Schokoladeneier, auch meine neue Kamera ist da.
Die zwei Wochen sind schnell vorbei, wir hatten ja keinen Urlaub mehr. Deutschland ist uns nach wie vor vertraut. Die elektronischen Medien – wir sehen meistens die Tagesschau, den Tatort im Internet und wir lesen „Die Zeit“ auf dem iPad – lassen die Distanzen schrumpfen. So fahren wir mit dem Meriva zum Flughafen und lassen ein reiches, wohlbestelltes Land hinter uns.
Vor uns liegen viele Besucher und trotzdem sitzt auch das Heimweh im Flieger.
Wir wünschen euch ein schönes Osterfest.
Euch auch ein schoenes Osterfest aus dem land der Muslime, wo es gar kein Ostern gefeiert wird…schoen habt Ihr das wieder geschrieben….wir fuehlen natuerlich richtig mit.
Frohe Ostern und geniesst die guten – womoeglich Lindteier???- herzlich fuer uns mit.
Drueckerle von Eurer Ingeborg und Wolfgang, noch in Malaysia..aber bald in UK
Frohe Ostertage wünsche ich Euch!
Mit Freude habe ich Eure Hommage an die Heimat, an Deutschland, gelesen.
Im Deutschlandfunk höre ich gern Beuträge aus der Sendereihe „Denk ich an
Deutschland …“. In diese Reihe würde Euer Blog passen.
Zwei Zitate möchte ich noch anfügen: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“ (Heinrich Heine) und „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann schlaf ich weiter bis halb Acht“ (Martin Wakser). Heines hier zitierte – oft anders ausgedeutete – Aussage in Gedicht „Nachtgedanken“ bezieht sich auf das Gedenken an seine Mutter, die er zwölf Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. In dem Gedicht beschreibt er auch Deutschand als ein „kerngesundes Land“. – Marin Walser wandelte die Heine´sche Formulierung um in einem akuten Beitrag zum Thema „20 Jahre Wiedervereinigung Deutschlands“.
Viele Grüße! Bernhard
Liebe Dagmar, lieber Gerd, leider war Euer Besuch ja zu kurz und meine Pläne zu lang, so dass es nicht mit einem Treffen geklappt hat, aber ich sehe ja, wie sehr Ihr in Beschlag genommen ward – und dann seid Ihr ja schon ganz bald wieder da! Ich freue mich darauf ,aber natürlich wünsche ich Euch bis dahin noch eine ganz tolle Zeit in Costa Rica! Andrea Grimm